Vorhofflimmern, mehr als nur Herzstolpern
Eine Million Menschen in Deutschland leiden an Vorhofflimmern. Häufig reichen Medikamente alleine nicht aus, das Vorhofflimmern zu beseitigen. Dann kann die Elektrophysiologie helfen. Mit dieser Technik ist es möglich, alle Arten von Herzrhythmusstörungen festzustellen und zu beheben. Das St. Elisabethen-Klinikum (EK) in Ravensburg hat dafür mit dem Leitenden Arzt Dr. Sascha Stiller einen Spezialisten in den Reihen seiner Herzmediziner. Die Geräte, die er benötigt, sind in einem der beiden Herzkatheterlabore am EK installiert.
Das menschliche Herz schlägt 60 bis 100 mal pro Minute. Im Laufe eines 80-jährigen Lebens sind dies etwa 3 Milliarden Herzschläge! Im Normalfall schlägt es regelmäßig. Der normale Herzrhythmus wird vom sogenannten Sinusknoten bestimmt und Sinusrhythmus genannt. Jede Abweichung vom normalen Sinusrhythmus bezeichnet man als Herzrhythmusstörung. Die Folgen reichen von harmlosem Herzstolpern bis zum plötzlichen Herztod. Lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen wie das Kammerflimmern sind selten.
Eine der häufigsten Herzrhythmusstörungen ist das Vorhofflimmern. Beim Vorhofflimmern schlagen die Vorhöfe extrem schnell und unkoordiniert. Der Sinusknoten verliert die Kontrolle über den Herzrhythmus. Die Folge ist ein völlig unregelmäßiger, meistens zu schneller Herzschlag. Gleichzeitig verschlechtert sich die Pumpkraft des Herzens, was bis zur Atemnot mit der Notwendigkeit einer Notfallbehandlung in der Klinik führen kann. Wenn das Vorhofflimmern nicht von alleine aufhört, kann es oftmals durch einen kurzen äußeren Stromstoß ("Kardioversion") wieder beendet werden. Um den normalen Herzrhythmus zu stabilisieren und das erneute Auftreten von Vorhofflimmern zu vermeiden, kann der Kardiologe verschiedene Rhythmusmedikamente verordnen. Häufig ist die medikamentöse Therapie jedoch nicht ausreichend.
Am EK kann dann eine Katheterablation durchgeführt werden. Dabei wird eine Katheterspitze im linken Vorhof (es ist eine Punktion der Vorhofscheidewand erforderlich) mit Hochfrequenzstrom erhitzt. Hierdurch kann gezielt Vorhofgewebe verödet werden. Durch eine Aneinanderreihung mehrerer Ablationspunkte wird eine lineare Narbe erzeugt. Ziel der Ablation ist es, die Lungenvenen vom übrigen Vorhof zu isolieren. Die elektrischen Störimpulse aus den Lungenvenen können dann kein Vorhofflimmern mehr auslösen. Die Erfolgsrate einer solchen Ablation beträgt bis zu 80 Prozent. Neben der Katheterablation mit Hitze besteht die Möglichkeit einer Kälteablation (Cryoablation). Die Isolation der Lungenvenen wird dabei mit Hilfe eines speziellen Ballonkatheters erreicht, der so stark abgekühlt werden kann, dass es zu einer kreisförmigen Narbe um die Lungenvene kommt.
Beide Verfahren werden von der Elektrophysiologie im EK Ravensburg durchgeführt. Dr. Stiller arbeitet eng mit der Kardiologischen Gemeinschaftspraxis ACCR in Ravensburg zusammen, in der er Herzrhythmussprechstunden abhält.