Übergewicht, Adipositas, Zuckerkrankheit: Was kann die Medizin leisten?
Übergewicht bis hin zur starken Fettleibigkeit, der Adipositas, nimmt in industrialisierten Ländern dramatisch zu. Betroffene leiden erheblich unter diesem krankhaften Übergewicht und haben eine stark eingeschränkte Lebensqualität. Im Gesundheitswesen entstehen immense Kosten durch die Behandlung der Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, Gelenkschmerzen oder psychische Störungen. Sind herkömmliche Maßnahmen erfolglos, kann eine Operation helfen, das Gewicht nachhaltig zu reduzieren. Dr. Franz Immler, Geschäftsführender Oberarzt am St. Elisabethen-Klinikum, ist ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet der Adipositaschirurgie.
"220 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,80 Meter wog mein schwerster Patient", sagt Dr. Immler. Der Arzt operiert seit über zehn Jahren Patienten mit krankhaftem Übergewicht. Über 50 Eingriffe nimmt er im Jahr vor. Er ist einer von wenigen Chirurgen in Deutschland, der alle bei der Adipositas möglichen Eingriffe beherrscht.
Bei Menschen mit einem BMI von 40 übernehmen die Krankenkassen einen operativen Eingriff unter gewissen Voraussetzungen. Dies heißt, dass die konservativen Methoden ausgeschöpft haben. "Patienten mit 100 Kilogramm oder mehr Übergewicht sind schon heute keine Seltenheit. Zukünftig wird noch viel auf uns zukommen. Die Patienten werden immer jünger", prognostiziert Dr. Immler. Wer bei ihm auf dem OP-Tisch landet, hat schon alles versucht. Ernährungsumstellung und Bewegung konnten das Gewicht nicht reduzieren. "Nur wenige schaffen es, ihr Ernährungsverhalten dauerhaft zu ändern. Und ein Bewegungsprogramm stellt viele dicke Menschen vor ein unüberwindbares Problem", so Dr. Immler. Dann hilft nur noch eine OP.
"Bei den meisten Patienten führt eine OP zu einem nachhaltigen Erfolg. Nicht nur, dass die Patienten tatsächlich dauerhaft an Gewicht verlieren. Vor allem Folgeerkrankungen verschwinden. Und die Menschen gewinnen wieder an Lebensqualität", berichtet Dr. Immler. Der Experte setzt verschiedene operative Verfahren und Varianten der bariatrischen Chirurgie ein: Magenband, Magen-Bypass, Schlauchmagenbildung, um nur einige zu nennen. "Die geeignete OP-Methode stimmen wir immer individuell auf den Patienten ab", erklärt er.
Verkürzt lässt sich der Effekt der Eingriffe zusammenfassen: Der Magen-Darm-Trakt wird operativ verändert, das Hungergefühl ist geringer, das Sättigungsgefühl setzt früher ein, die Übergewichtigen essen weniger und nehmen somit dauerhaft ab. "Durch die reduzierte Nahrungszufuhr nimmt der Organismus allerdings weniger Nährstoffe auf. Durch Nahrungsergänzung müssen Vitamine, Mineralien und selten auch Proteine lebenslang substituiert werden", führt Dr. Immler aus.
Immlers Patienten werden auch im Rahmen der Gesamtbehandlung von den Kollegen der Klinik für Innere Medizin betreut. "Wir sind in der glücklichen Lage, mit dem Oberarzt Joachim Brückel einen qualifizierte Ernährungsmediziner im Team zu haben. Für ihn ist eine OP nur ein Baustein einer ganzheitlichen Betreuung. "Zu unserem Adipositaszentrum gehören selbstverständlich auch die Kollegen der Endokrinologie, der Ernährungsberatung, der Physio- und Psychotherapie", so Dr. Immler weiter. Bereits jetzt kommen Patienten von weit außerhalb des Landkreises zu den Spezialisten im Kampf gegen krankhaftes Übergewicht.