Wie viel Priorisierung verträgt die Ethik in der Klinik?

Zu diesem Thema lud die Ethikwerkstatt des Ethikbeirats am Krankenhaus St. Elisabeth Ravensburg ein. Dozent war PD Dr. phil. Joachim Boldt, stellv. Leiter des Instituts für Ethik und Medizin an der Universität Freiburg . Er skizzierte die verschiedenen Sichtweisen auf dem Weg zur Priorisierung.

Als erstes nannte er die Rationalisierung, die in jeder Organisation umgesetzt wird. Die Rationierung kommt dann in Betracht, wenn wohl finanzielle Mittel da sind, aber wenn eine zu große Nachfrage nach Leistungen vorhanden ist, können nicht mehr alle Betroffenen versorgt werden. Er nannte die englischen und skandinavischen Methoden, um auf gesellschaftlicher und politischer Ebene eine gewisse Rationierung durchzusetzen. Die skandinavischen Länder sind in diesem Punkt Deutschland weit voraus.

PD Dr. Boldt gab zu bedenken, dass die Gesundheitssysteme der verschiedenen Länder oftmals nicht zu vergleichen sind, weil oft andere Organisationsstrukturen in der Versorgung und Nachsorge zum Tragen kommen. Hier muss ganz genau hingeschaut werden, wenn Vergleiche angestellt werden. Auch stellte er das DRG-System als lernendes System dar und erläuterte, dass Informationen, die an der Basis entstehen, nicht nach oben kommen, um dann diese Erkenntnisse in die DRG-Systematik einzubauen.

Außerdem betonte er, dass eine Patientenorientierung äußerst wichtig sei, damit die Organisation bzw. das Unternehmen den betroffenen Menschen dient und nicht umgekehrt. Er sehe bei Patienten der privaten Krankenkassen oftmals eine Überversorgung und gleichzeitig haben diese auf Dauer ein Finanzierungsproblem. Er plädiert für eine einheitliche Krankenversicherung für alle Bundesbürger, um eine bestmöglichste Versorgung für alle zu erreichen.

In der anschließenden Diskussion ging Hr. Boldt auf die Fragen und Anregungen der Teilnehmer ein.

Ein Thema war, dass Ärzte oft schnelle Entscheidungen treffen müssen und im Nachgang oft Konflikte und die Frage aufkommt, ob sie richtig gehandelt haben und welche Folgen das Handeln für die einzelnen Betroffenen für die Zukunft haben.