Von "Krokodilzangen" und "elektrischen Luftpumpen"

138 Kinder lockte die medizinische Kinderakademie, die bereits zum 22. Mal stattgefunden hat, ins Krankenhaus St. Elisabeth (EK) nach Ravensburg. Hauptthema der Veranstaltung war diesmal die Medizintechnik. Dr. Carsten Bölke und Joachim Blumenstein stellten medizinische Apparaturen zur Überwachung und Aufrechterhaltung wichtiger körperlicher Vitalfunktionen vor. Sie erläuterten leicht verständlich, in welchen Situationen sie ihren Einsatz finden. Anschließend gingen die Kinder in Gruppen unterteilt zu den jeweiligen Praktikaorten. Hier bewiesen sie ihr Geschick in verschiedenen Experimenten.

Dr. Carsten Bölke (links) und Joachim Blumenstein demonstrierten lebhaft ihre Apparaturen an der Übungspuppe.

Dr. Christian Ettl zeigt, wie ein Tubus eingeführt wird.

An Bananen übten die Kinder die "chirurgische Naht".

Zu Beginn lauschten die Kinder gespannt dem Vortrag von Dr. Carsten Bölke, Oberarzt an der Klinik für Kinder und Jugendliche, und Joachim Blumenstein, Leiter der Medizintechnik. Zu einer besseren Veranschaulichung hatten die Beiden eine lebensgroße Simulationspuppe auf einer Liege dabei. Zudem brachten sie auch einen Inkubator mit, um technisch Präzisionsgeräte vorzustellen, die für Frühgeborene verwendet werden. Die beiden Experten wiesen sowohl auf Parallelen als auch auf Unterschiede bei den medizintechnischen Geräten für Kinder und Erwachsene hin. Beispielsweise erfolgt die Dosierung von Spritzen bei Neugeborenen über eine drucksensible mechanische Pumpe, während sie beim Erwachsenen von Hand verabreicht wird. Dr. Bölke bat sein junges Publikum bei der Tubuseinführung in den Rachen der Puppe zu assistieren. Eine kleine Kamera mit einer Lampe projizierte Bilder des Vorgangs auf einen kleinen Monitor. Beim Anblick des Rachenraums auf dem Bildschirm ertönte bei der gesamten Schar ein kurzes, aber lautes "Iiiihhhhhhh". Die Aufgabe war nun, Dr. Bölke den richtigen Weg in die Luftröhre zu weisen und dabei nicht in die Speiseröhre abzugleiten. Mit gelegtem Tubus kam das Beatmungsgerät alias "elektrische Luftpumpe", wie es Dr. Bölke vereinfacht ausdrückte, zum Einsatz, die den Simulationspatient mit Sauerstoff versorgte. Jedoch ließ sich an der Puppe die Sauerstoffsättigung im Blut leider nicht messen. Auf die Frage nach einem Freiwilligen schnellten prompt alle Hände in die Höhe. Ein Junge durfte sich die sogenannte "Krokodilzange" am Zeigefinger anklemmen, während Dr. Bölke die Werte auf einem kleinen Display erklärte.

Nach dieser interessanten Demonstration machten sich die Kinder in sechs Gruppen auf den Weg zu den Praktikaorten. Unter Leitung von Chefapotheker Dr. Jörg Bickeböller-Friedrich rührten sie in der Apotheke eine spezielle Creme für eine sanfte Haut an. An einer weiteren Station stellten Mädchen begeistert für sich einen pflegenden Lippenbalsam her. Aus verschiedenen Kräutern mischten die Kinder einen Gute-Laune-Tee und in einem anderen Zimmer kreierten sie individuelle Pillensorten nach eigenem Namen. Abschließend erhaschten alle einen Stock tiefer einen Einblick in den organisatorischen Ablauf der großen Apotheke.

Wissenswertes gab es außerdem im Fachgebiet der Hämatologie. Dort lernten die "Nachwuchsforscher" bei Dr. Gerhard Fischer zusätzlich etwas über die verschiedenen Bestandteile des Blutes und deren Aufgaben. Dabei untersuchten die Kinder selbst echte Blutproben im Objektträger unter dem Mikroskop, welches über einen TV angeschlossen groß dargestellt war.

Unter anderem testeten die Kinder ihre Geschicklichkeit, beim Versuch eine Bananenschale zusammenzunähen oder beim Knochenbohren und verschrauben wie wahre Chirurgen. Mit Anweisungen von Dr. Christian Ettl, Assistenzarzt der Klinik für Anästhesie, erprobten sich die Kinder selbst an der Einführung eines Tubus. Durch eingehende Songs wie beispielsweise "Stayin' Alive" von den Bee Gees zeigten die jungen Sanitäter den richtigen Rhythmus beim Wiederbeleben an einer Übungspuppe. Ebenso stürmisch waren die Kinder auf die Gipsstation, wo sie einen Gipsverband verpasst bekommen haben.

Info:
Das Krankenhaus St. Elisabeth hat als erstes Krankenhaus deutschlandweit eine Kinderakademie veranstaltet. Initiiert wurde das Pilotprojekt von Dr. Ulrike Korth und ihrem Ehemann Wolfgang Korth. Zweimal im Jahr findet die Kinderakademie mit der tatkräftigen Unterstützung von vielen Kollegen statt. In den vergangenen zehn Jahren haben viele Tausend Kinder die Akademietage besucht.