Syrischer Praktikant im EK „Naief ist einer von uns“

Naief Alhaj Sulaiman stammt aus al-Hasaka in Syrien, unweit der türkischen Grenze. In seiner Heimat stand er kurz vor dem Abschluss seines Jurastudiums. Nun absolviert er ein Praktikum im Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Er will Krankenpfleger werden. Aus eigener Motivation heraus hat er sich beworben. Nach nur wenigen Wochen ist er im Team voll integriert. „Naief ist einer von uns“, erklärt der stellvertretende Stationsleiter Thomas Albrecht.

Naief Alhaj Sulaiman (links) und Thomas Albrecht sind echte Freunde geworden.

"Jura und Pflege haben für mich einen gemeinsamen Nenner: Menschen zu helfen", sagt Naief Alhaj Sulaiman mit Überzeugung. Der 26-Jährige ist zielstrebig. Im Juli letzten Jahres kam er in Ravensburg an. Mit neun anderen Flüchtlingen musste er sich ein Zimmer teilen. Und dennoch lernte er Deutsch. Zunächst alleine aus Büchern, dann konnte er einen Sprachkurs besuchen. Ulrike Ehrmann ist seine ehrenamtliche Betreuerin. Die frühere Lehrerin unterstützt ihn, wo es nur geht, auch bei seiner Bewerbung in der OSK.

"Als Naief sich bei uns vorgestellt hat, konnte er noch kein Deutsch", erinnert sich Tanja Schlachter. Schnell war eine Station gefunden, die für den Bewerber aus Syrien aufgeschlossen war. Die Geschäftsführung der OSK befürwortete das Projekt. Nur wenige Monate später zollt die Personalreferentin dem neuen Kollegen Respekt: "Ich bin beeindruckt, was Naief in dieser Zeit alles geleistet hat. Er hat die Sprache sehr schnell gelernt, sich toll integriert und ist sehr zuverlässig."

"Ich habe gleichzeitig Deutsch und Schwäbisch gelernt. Mir gefällt das deutsche System, die Ordnung und die Pünktlichkeit", strahlt der junge Syrer. Anfeindungen hat er bisher noch nicht erlebt, dafür viel Unterstützung erfahren. Er fühlt sich sichtlich sehr wohl. "Ich danke allen, die mir helfen, besonders meinen Kollegen auf der Station", anerkennt der junge Syrer seine freundliche Aufnahme. Zu seinen Kollegen, vor allem zu Thomas Albrecht, verbindet ihn ein freundschaftliches Verhältnis. "Naief ist einer von uns. Er wird von allen sehr gut aufgenommen", sagt der stellvertretende Stationsleiter von C21.

Auf dieser Station werden Patienten der Klinik für Innere Medizin versorgt. Berührungsängste gibt es nicht, versichert Thomas Albrecht: "Die Patienten, Männer wie Frauen, sind sehr zufrieden mit Naief. Er ist ein fröhlicher Mensch, der auch bei älteren Menschen sehr gut ankommt. Er setzt sich ein, leistet viel und hat sich bestens in unser Team integriert. Pflegerische Grundtätigkeiten erledigt er schon selbständig. Naief ist für alle eine positive Erfahrung."

Naief Alhaj Sulaiman wohnt mittlerweile in einem Wohnheim der OSK. Die Miete kann er selbst aufbringen. Als Praktikant in der OSK bekommt er den gesetzlichen Mindestlohn. Er verfolgt ehrgeizig seine Ziele.

Nach der Frühschicht, die um 12.30 Uhr endet, begibt er sich ab 14 Uhr in seinen Sprachkurs. Drei Stunden dauert dieser. Abends lernt er fleißig weiter. Demnächst steht eine Prüfung in Deutsch an. Das Erlangen der Stufe B1 ist Grundvoraussetzung, dass er eine Ausbildung machen kann. Wenn alles gut geht, kann er am 1. September an der Gesundheitsakademie die Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger beginnen.

Um die Anerkennung seines syrischen Schulabschlusses bemüht sich Tanja Schlachter. "Sollte es wider Erwarten mit seiner Ausbildung in diesem Jahr noch nicht klappen, bieten wir ihm ein Freiwilliges Soziales Jahr an. Dann starten wir eben nächstes Jahr. Naief lassen wir nicht mehr gehen", versichert sie.