Stroke Unit: Ohne Pflege geht nichts

1100 Schlaganfallpatienten werden jährlich an der OSK behandelt. Niemand arbeitet so nah und häufig mit den Patienten zusammen wie Pflegekräfte. Ohne sie geht nichts. Manuele Volpe ist stellvertretender Stationsleiter der überregional zertifizierten Stroke Unit – der Schlaganfall-Station – an der OSK. Er versorgt mit seinem Team bis zu 1100 Patienten pro Jahr.

Der Job als Pflegekraft ist anspruchsvoll, vor allem in der Stroke-Unit, denn man weiß nie, wann der nächste Notfall kommt und wie viele es am Tag sind. Schnelligkeit ist eine Voraussetzung für den Job an der Oberschwabenklinik in Ravensburg. "Wenn der Schlaganfallpatient eintrifft, sind wir informiert und erwarten ihn schon", sagt Pflegefachkraft Manuele Volpe. Der Patient wird von den Pflegern an den Überwachungsmonitor angeschlossen, nachdem ein CT gemacht wurde. Temperatur und Blutzucker müssen auch sofort gemessen werden. Dann entscheidet der Arzt, ob der Patient eine sogenannte Thrombolysetherapie bekommen kann - dabei wird der Thrombus aufgelöst, der die Blutzufuhr zum Gehirn durch eine wichtige Ader verhindert. Die Pfleger bereiten das Medikament vor. Während der Patient in einem der 14 Überschwachungsbetten liegt, wird er ständig von den Pflegekräften kontrolliert. "Das ist vor allem deshalb sehr wichtig, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen", so Manuele Volpe. Im Schnitt bleiben die Patienten bis zu 72 Stunden im Überwachungsbereich, bis sie stabil sind und in eins der anderen 34 Betten der Klinik für Neurologie verlegt werden. Je nach Schwere des Schlaganfalls müssen die Patienten später in die Reha. Es gibt Betroffene, die das Krankenhaus ohne bleibende Schäden bald wieder verlassen können - das ist oft bei einer TIA der Fall, einer kurzzeitigen Minderdurchblutung. Ein schwerer Schlaganfall kann aber bis zur halbseitigen Lähmung, Seh- und Schluckstörungen, den Verlust der Sprachfähigkeit oder zum Tod führen. Durch die gute und schnelle Versorgung an der OSK sterben nur noch rund 3,7 Prozent. Etwa 40 Prozent haben danach gar keine Symptome mehr. "Jede Sekunde, in der das Gehirngewebe nicht durchblutet wird, werden Zellen zerstört. Deshalb gilt für uns das Motto 'Time is brain' (Zeit ist Hirn)", sagt der stellvertretende Stationsleiter. Ein Tag im Leben eines Pflegers auf der Stroke Unit beginnt in der normalen Schicht um 6 Uhr morgens. Ein Pfleger kümmert sich um vier Patienten. Er kontrolliert immer wieder die Bewegungen des Patienten, schaut, wie die Pupillen reagieren und unterhält sich mit ihm, um zu erfassen, wie es um Sprachfähigkeit und Gehirnleistung steht. Viele brauchen auch Hilfe bei der Körperpflege und beim Essen - etwa, wenn der Patient Schluckstörungen hat. Mehrmals am Tag finden Besprechungen der Pfleger mit den Ärzten und den Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten statt. Die Besonderheit: Für Notfälle muss das Team trotzdem ständig gewappnet sein. "Die Teamarbeit ist bei uns sehr stark ausgeprägt, sodass wir jede Stresssituation meistern können", sagt Manuele Volpe. Er würde trotz der Arbeitsbelastung auf der überregional zertifizierten Stroke Unit keinen anderen Beruf machen wollen. Am Tod mancher Patienten hätten auch die Pflegekräfte zu knabbern, doch das muss schnell verarbeitet werden, denn es gibt noch viele Patienten, die Pflege benötigen. Aufwind geben da immer die Erfolgserlebnisse, wie Volpe betont: "Die überwiegen! Man freut sich mit, wenn es dem Patienten bei uns bald besser geht."