Professionell und einfühlsam
Margarita Frikel bewegt sich durch die Räumlichkeiten der Intensivstation, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Jeder Handgriff sitzt. Sie weiß ganz genau, was sie tut und was zu tun ist. "Er hatte Glück", erzählt Frikel einfühlsam. Sie wirft einen prüfenden Blick auf den Monitor des schlafenden Patienten, der Herzfrequenz, Blutdruck, Puls, Sauerstoffsättigung und Temperatur anzeigt. "Seine Ehefrau konnte ihn nach einem Herzstillstand erfolgreich reanimieren".
Hin und wieder ist die "Intensiv" aber auch die letzte Station im Leben eines Menschen. Die 78-jährige Patientin etwa, die unter mehreren Erkrankungen leidet und seit einigen Tagen zwischen Leben und Tod schwebt. Von beiden Seiten schlängeln sich Kabel und Schläuche an und um die Patientin. Behutsam lagert sie die ältere Dame um, rückt Kissen und Decke zurecht und streicht ihr über die feinen Haare. Die Patientin ist zu schwach, um zu sprechen. "Man achtet dann auf die Mimik oder wie der Patient auf Berührungen reagiert", sagt Margarita Frikel sanft.
Am anderen Bett steht ein Angehöriger, die Hand auf den Arm des Patienten gelegt. Es sieht nach Abschied aus. "Wenn alle Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind, gehört es auch zu unseren Aufgaben, den Patienten in den Tod zu begleiten", bedauert Frikel. "Jeder Todesfall ist mit Trauer verbunden, aber wenn ich meine Berufskleidung ausziehe, versuche ich diese Gedanken bei der Arbeit zu lassen", so Frikel.
"Meine Berufswahl, Gesundheits- und Krankenpflegerin zu werden, stand schon ganz früh fest", sagt sie selbstsicher. Bereut hat sie diese Entscheidung nie. Ganz im Gegenteil - momentan macht sie zusätzlich eine pflegerische Fachweiterbildung für Intensivpflege und Anästhesie. Ihre Augen strahlen, als sich einer ihrer Patienten dankend verabschiedet. Er wurde abends kurz nach 20 Uhr mit einem Herzinfarkt auf die medizinische Intensivstation eingeliefert. Dank der raschen, qualitativ hochwertigen Diagnostik und Therapie kann der Patient bereits nach wenigen Tagen auf die kardiologische Station verlegt werden. "Passen Sie gut auf sich auf, damit wir uns hier nicht mehr sehen", ruft sie ihm glücklich und zufrieden nach.
Aber dass die Arbeit weder körperlich noch psychisch leicht ist, bekommt sie täglich zu spüren. Es gab Momente, in denen sie nicht mehr sicher war, ob sie das alles schafft. "Während meiner Einarbeitung auf der Intensivstation, wo es ständig um Leben und Tod geht, fühlte ich mich anfangs schon mal überfordert und hatte Selbstzweifel", gibt sie zu. "Aber zum Glück habe ich tolle Kollegen, mit denen ich darüber sprechen konnte. Das hat mir sehr geholfen." Denn die Geschichten, die die 23-Jährige aus ihrem Arbeitsalltag zu erzählen hat, lassen kaum jemanden kalt. "Ich könnte das nicht"- hört sie dann meistens von Familie und Freunden.
Arbeiten auf der Intensivstation - für Margarita Frikel ein erfüllender Beruf, verbunden mit viel Verantwortung und täglich neuen Herausforderungen. In ihrer Hand hält sie eine Postkarte, geschrieben von einem Patienten, dessen Genesung vor nicht allzu langer Zeit noch fraglich war. Auch das gehört zur ihrer Arbeit: Die freudigen Ereignisse, wenn Menschen, die dem Tod nah waren, die Intensivstation wieder verlassen können. Und man das Gefühl hat, geholfen zu haben. "Es gibt viele schöne Erlebnisse auf der Intensivstation, die man gerne in Erinnerung behält", sagt die junge Pflegefachkraft sichtlich zufrieden.