Neue Studien: Thrombektomie stellt eine Revolution in der Schlaganfalltherapie dar

Chefarzt Dr. Nico Prey und sein Oberarzt Dr. Alfons Bernhard setzen bei der Behandlung von Schlaganfallpatienten seit Jahren die Thrombektomie ein. Mit dieser mechanischen Rekanalisation werden bei einem Schlaganfall in der Klinik für Neuroradiologie am EK verschlossene Gefäße sehr erfolgreich wieder eröffnet. Fünf internationale Studien belegen nun ganz aktuell die hohe Effektivität dieses Verfahrens. Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie spricht sogar von „einer Revolution in der Schlaganfallbehandlung“.

Aufnahme eines verschlossenen Hirngefäßes (links) und Aufnahme nach der Entfernung des Blutgerinsels (rechts)

Dr. med. Nico Prey, Chefarzt der Klinik für Neuroradiologie

Dr. med. Alfons Bernhard, Oberarzt der Klinik für Neuroradiologie

Bei der Thrombektomie wird ein sehr dünner Katheter durch die Leiste direkt zu dem verschlossenen Gefäß im Gehirn geführt. Ein filigraner Maschendraht, der sogenannte Stent-Retriever, wird in dem Gefäß aufgedehnt. Dann umschließt er das Gerinnsel, das beim Herausziehen des Stent-Retrievers komplett entfernt wird. Die Durchblutung wird umgehend wieder hergestellt. „Dieser Eingriff dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten. Die neuen Studien belegen, dass die Thrombektomie im Vergleich zur herkömmlichen Lyse-Therapie ein deutlich besseres Behandlungsergebnis liefert“, beschreibt Dr. Prey.

Der Chefarzt belegt seine Aussage durch ein Beispiel. Ein 30-jähriger Mann aus dem Landkreis Sigmaringen wurde ins dortige Krankenhaus eingeliefert. Hier stellte man den Verschluss einer wichtigen Hirnstammarterie fest. In aller Regel nimmt diese Diagnose einen tödlichen Ausgang. Die behandelten Ärzte reagierten schnell. Sofort wurde der junge Mann per Hubschrauber ins EK nach Ravensburg verlegt, wo Dr. Prey eine Thrombektomie vorgenommen hat. „Am nächsten Tag saß der Mann in seinem Bett auf der Intensivstation und hat gefrühstückt. Nach wenigen Tagen konnte er entlassen werden. Er hat keinerlei Einschränkungen oder Folgen nach diesem Ereignis“, erzählt Dr. Prey.

Die Thrombektomie ist von der Fachgesellschaft für Neurologie in die Leitlinien der Schlaganfallbehandlung aufgenommen worden. Dieser Eingriff darf nur von zertifizierten Neuroradiologen durchgeführt werden, die im Besitz der Zusatzqualifikation für gefäßöffnende Neuro-Interventionen sind. Auch hier waren Dr. Prey und Dr. Bernhard unter den ersten, die wie ihre gesamte Klinik zertifiziert sind. Deutschlandweit sind nur etwa 340 Ärzte zertifiziert. Zählt man nur die Erfahrenen, ist es die Hälfte der Anzahl. „Um die Thrombektomie flächendeckend anbieten zu können, vernetzen sich Krankenhäuser und gehen Kooperationen ein. Nach Ravensburg sind die nächsten Kliniken die dieses Verfahren durchführen Ulm und Augsburg“, erklärt Oberarzt Dr. Bernhard.

Ohne die enge Zusammenarbeit mit dem Schlaganfallszentrum, der Klinik für Neurologie, die von Prof. Dr. Dietmar Bengel geleitet wird, wäre eine effektive Schlaganfalltherapie nicht möglich. Zusammen mit Dr. Prey versorgen ihre Teams Patienten mit Schlaganfall aus umliegenden Landkreisen. „Die sehr kompetenten Ärzte der Stroke Units in Sigmaringen, Biberach und Friedrichshafen sind mit uns über Teleradiologie vernetzt. Wir können so bei einem Notfall sofort das weitere Vorgehen besprechen“, berichtet Dr. Prey. Nicht bei jedem Patienten kommt dieses Verfahren zur Anwendung. Oft kann durch den Einsatz einer intravenösen Lyse-Therapie, bei dem ein Medikament intravenös injiziert wird, das Gerinnsel wieder aufgelöst werden und der Schlaganfall adäquat versorgt werden

Im Ravensburger EK sind die Ärzte des Schlaganfallzentrums sowie Dr. Prey und sein Team rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche einsatzbereit. Es besteht eine sehr gute Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Klaus Ellinger, dem Chefarzt der Anästhesie, der permanent einen Notfallanästhesisten zur Verfügung stellt. „In unserem Schlaganfallzentrum sind wir seit Jahren ein eingespieltes Team. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen der kooperierenden Krankenhäuser klappt hervorragend. In der Versorgung von Patienten mit Schlaganfall sind wir in der Region bestens aufgestellt“, fasst Prof. Bengel zusammen.