Kinderintensivstation – Mehr als Fläschchen geben und Windeln wechseln

Es ist kurz nach der Mittagszeit. Michaela Lang, Fachkinderkrankenschwester auf der Kinderintensivstation im Krankenhaus St. Elisabeth, steht vor einem Patientenmonitor und überwacht die Vitalzeichen des kleinen Marco (Name geändert). "Er ist gestern zur Welt gekommen, 11 Wochen zu früh. Seine Mutter war in der 29. Schwangerschaftswoche", sagt sie. Im Bettchen nebenan liegt Joscha (Name geändert), er ist bereits 17 Tage alt und kam 9 Wochen zu früh. Er hat sich gut entwickelt. Michaela Lang ist schon seit elf Jahren Kinderkrankenschwester. Seit zehn Jahren arbeitet sie auf der Kinderintensivstation.

"Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Kinderintensivmedizin mehr ist als Fläschchen geben und Windeln wechseln", bemerkt die erfahrene Schwester. Derweil behält sie immer mit einem Auge den Monitor im Blick hält.

Auf der Kinderintensivstation werden Patienten betreut, die zu früh auf die Welt gekommen sind, Schwierigkeiten nach der Geburt haben, Kleinkinder und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Problemen zum Beispiel: nach Verkehrsunfall, Verbrennung, Infektion, Krampfanfall, Alkoholvergiftung. Auch mehrfachschwerstbehinderte Patienten werden hier bis ins Erwachsenenalter versorgt.

Für ihre Behandlung sind alle Fachrichtungen des Hauses gefragt. Gerade diese Abwechslung macht die Arbeit von Michaela Lang so spannend. Dadurch ist aber auch ein großes und umfassendes Fachwissen nötig. Bei der Arbeit auf einer Intensivstation kommen die Pflegekräfte aber auch immer wieder mit Grenzbereichen in Berührung. Momente, in denen es unsicher ist, ob ein Patient es überlebt. "Manchmal scheint es wie ein Wunder. Säuglinge, die nur wenige Monate im Mutterleib verbracht haben, mit teilweise noch unterentwickelten Organen zur Welt kommen, zeigen eine solche Kraft und einen solchen Lebenswillen", erzählt Michaela Lang.

Bei einem weiteren Blick auf den Überwachungsmonitor erkennt sie, dass der Blutdruck des Neugeborenen gesunken ist. Aufmerksamkeit ist auf der Kinderintensivstation ständig geboten. Unverzüglich meldet sich die Schwester bei der diensthabenden Stationsärztin und informiert sie über den aktuellen Zustand des kleinen Patienten. Kurz darauf betritt die Stationsärztin den Raum und überprüft die Vitalzeichen des gerade einmal 1200 Gramm schweren Frühgeborenen. Sie entscheidet, die Dosis eines blutdrucksteigernden Medikamentes zu erhöhen. Dies sind winzigkleine Mengen. "Jetzt müssen wir darauf achten, dass der Blutdruck nicht zu schnell ansteigt", erläutert Michaela Lang, "Ein kleiner Körper reagiert sensibler".

Zur Sicherheit wird noch Oberarzt Dr. Stephan Neumayer verständigt. Er steht nach wenigen Minuten im Raum. An dem winzigen Handgelenk sucht er nach einer Arterie. Dabei nimmt er eine speziell Lampe zur Hilfe. Alles ist normal, langsam stabilisieren sich die Werte wieder.

Wenig später wird die Mutter von Marco im Rollstuhl ins Zimmer gebracht, auch sie ist noch ermattet von der Geburt. Besorgt erkundigt sie sich, wie es ihrem Kind geht. Einfühlsam spricht Schwester Michaela ihr Mut zu und ermuntert sie, ihr Kind zu berühren. Mit ruhiger Stimme erklärt Michaela Lang der Mutter, dass Frühchen Zeit brauchen, um sich zu entwickeln. Das Kind braucht medizinische Unterstützung, da die Organe teilweise noch nicht richtig arbeiten. Auch bei den Kleinsten helfen Berührungen, um sie mental zu stärken.

Immer wieder erlebt Michaela Lang die Dankbarkeit und Freude in den Gesichtern der Eltern, wenn sie ihr Kind das erste Mal halten dürfen oder eine Mutter zum ersten Mal ihr Kind auf die Brust gelegt bekommt. Es sind die schönsten Momente in ihrem Beruf.