Die Palliativstation am Westallgäu-Klinikum feiert ihren 5. Geburtstag
Wangen - Schmerzen, Atemnot und andere Symptome können den Alltag von unheilbar Erkrankten zur extremen Belastung machen. Die Palliativstation am Westallgäu-Klinikum in Wangen bietet seit fünf Jahren eine ganzheitliche Betreuung an mit dem Ziel, Leiden zu lindern und die Lebensqualität zu steigern.
In diesem Monat feiert die Station, die interdisziplinär und multiprofessionell unter Leitung der Fachrichtung Anästhesie betreut wird, ihr fünfjähriges Bestehen. Am 1. Oktober 2019 hatte der Palliativbereich mit vier Betten und sieben Pflegekräften seine Geburtsstunde. Oberarzt Bernd Harrer und Stationsleitung Ulrike Ahner riefen den palliativen Gedanken am Westallgäu-Klinikum in Wangen ins Leben. Palliative Versorgung widmet sich grundsätzlich Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung im fortgeschrittenem Stadium und an ihre Angehörigen und Bezugspersonen. Der Symptomkomplex der Betroffenen steht im Mittelpunkt der Betreuung. Er ist nicht mehr kompensierbar, gerade deshalb sollen Patienten nicht im Stich gelassen werden.
Palliative Versorgung ist deshalb auch in Wangen eine ganzheitliche Behandlung, die auf die individuellen körperlichen, psychischen, sozialen und spirituellen Belastungen des schwerkranken Menschen eingeht. Ganz im Sinne von Cicely Saunders, der 2005 verstorbenen britischen Ärztin, Krankenschwester und Sozialarbeiterin, die als Pionierin der Palliativ- und Hospizbewegung gilt und die eine lebensbejahende, aktive Behandlung der Patienten einforderte. „Sie sind wichtig, weil sie eben sie sind. Sie sind bis zum letzten Augenblick ihres Lebens wichtig, und wir werden alles tun, damit sie nicht nur in Frieden sterben, sondern auch bis zuletzt leben können“, sagte Saunders.
In Wangen konzentrierte sich von Beginn an ein multidisziplinäres, speziell ausgebildetes Team darauf, allen Aspekten des Versorgungsbedarfs gerecht zu werden. Anfangs bestand es aus Anästhesisten mit Palliativweiterbildung, das sich mit Internisten und Onkologen der onkologischen Praxis Wangen austauschte, aus einem kleinen Pflegeteam, Physiotherapeuten, Sozialarbeitern, Aromaexperten, Musiktherapeuten und Seelsorgern. Inzwischen wurde die Palliativstation auf sechs Betten ausgeweitet. 18 Pflegefachkräfte sind heute feste Bestandteile des Teams, und etliche Ärzte, Pflegekräfte und auch Sozialarbeiter können mittlerweile viele eine spezielle palliative Qualifikation vorweisen oder sind auf dem Weg dorthin. Außerdem wurde eine Psychoonkologin fest ins Team integriert.
Die Lebensqualität der Patienten – ihr subjektives Wohlbefinden, ihre auch sozialen und spirituellen Wünsche und Ziele sollen im Zentrum der Versorgung stehen, und die medizinische Behandlung wird durch die komplementäre Pflege ergänzt.
Im letzten Jahr wurde das Angebot im Wangener Palliativbereich weiter ausgebaut: Die Station nahm ein gespendetes Klavier in Empfang, und seit dem März bietet sie regelmäßig tiergestützte Therapie mit dem Therapiehund Emma an. „Man kann hier so vielfältig und kreativ arbeiten und hat einfach Zeit für die Patienten“, sagt Magdalena Küber, eine junge Pflegefachkraft auf der Station. Auch die Patienten und ihre Angehörigen fühlen sich sicher und geborgen: „Herzlichen Dank für die menschliche Pflege, jedes freundliche Wort, Ihre Zuwendung, Ihr Mitgefühl und Lächeln. Bei Ihnen waren wir sehr gut aufgehoben“, schrieb eine Patientin kürzlich nach ihrem zweiwöchigen Aufenthalt in Wangen.
Da die Zeit auf der Palliativstation begrenzt ist, wird in enger Zusammenarbeit mit der speziellen ambulanten Palliativversorgung (unter anderem: Clinic Home Interface der Oberschwabenklinik), den wohnortnahen Pflegediensten, Hospizen und Hospizgruppen die Entlassung der Patienten geplant. Viele Patienten können mit einem angepassten Unterstützungsplan wieder nach Hause, andere werden im Hospiz weiterversorgt, wieder andere werden im Sterbeprozess bis zum Tod auf der Palliativstation begleitet – mit Liebe und Würde und wieder im Sinne von Cicely Saunders. Auch in Wangen ist die wichtigste Botschaft: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“
Wenn Sie selbst oder Ihre Angehörigen eine schwere, unheilbare Krankheit haben, können Sie sich unter www.oberschwabenklinik.de über unser Angebot informieren.
Tipp: Am Montag, 4. November 2024 wird das SWR-Fernsehen in der Landesschau ab 18.15 Uhr einen Beitrag über die tiergestützte Therapie auf der Palliativstation mit der Golden-Retriever-Hündin „Emma“ ausstrahlen. Ein Kamerateam war jüngst zu Besuch am Westallgäu-Klinikum.