Nach ihrem Examen hat Tamara Blatter zuerst in einer Zentralküche der OSK gearbeitet, bevor sie als Diätassistentin in der Wangener Oberschwabenklinik anfing. "In meiner jetztigen Position bin ich quasi die Schnittstelle zwischen Patient und Küche", erzählt sie. Das heißt: Gibt es Patienten, die eine spezielle Ernährung benötigen, erstellt sie einen entsprechenden Plan und reicht diesen an die Küche weiter.

So unterschiedlich wie die Menschen selbst sind auch oftmals ihre Ernährungsbedürfnisse - einen fest strukturieren Arbeitstag gibt es deshalb für Tamara Blatter nicht. "Im Grunde kann man aber sagen, dass ich mit zwei 'Arten' von Patienten arbeite: Zum einen sind das die stationären Patienten, die aus medizinischen Gründen bestimmte Nahrungsmittel nicht mehr zu sich nehmen dürfen. Und zum anderen sind das Menschen, die an Adipositas leiden", so die Diätassistentin.

Erstere seien beispielsweise an Gicht erkrankt, haben einen Reizdarm oder einen künstlichen Darmausgang, andere haben eine Krebs- oder Darmoperation hinter sich. Eine entsprechende Ernährungstherapie kann ihr Leiden positiv beeinflussen. Deshalb bereitet Tamara Blatter die Betroffenen auch auf das Leben nach dem Krankenhausaufenthalt vor.

"Die Ernährungstherapie beginnt erst dann, wenn in den eigenen vier Wänden der Alltag wieder beginnt", sagt Tamara Blatter. "Und genau hier stehen viele Betroffene vor einer großen Herausforderung. Deshalb gebe ich ihnen zahlreiche Tipps und Tricks mit an die Hand, sodass sie sich auch in ihrem gewohnten Umfeld, wo die alten, unliebsamen Gewohnheiten lauern, gesund ernähren können."

Den Großteil von Tamara Blatters Patienten bilden solche, die an Adipositas leiden. Hierbei handelt es sich um eine chronische Krankheit, bei der die Vermehrung des Körperfettes über das Normalmaß hinausgeht und somit ein erhöhtes Körpergewicht vorliegt. "Adipös ist man ab einem Body Mass Index, der sich aus Körpergröße und Gewicht berechnen lässt, in der Regel ab 30. Zum Vergleich: Normalgewichtige haben einem BMI zwischen 18,5 und 24,9", erklärt die Diätassistentin. Für Betroffene hat Tamara Blatter im Jahr 2015 das Abnehmprogramm "Leicht in Form" konzipiert. Gemeinsam mit Dr. Franz Immler, Leiter des Adipositaszentrums und der psychologischen Psychotherapeutin Karola Kornhas bildet sie das Therapeutenteam, das sich ganzheitlich um eine Gruppe, die aus sechs bis zwölf Teilnehmern besteht, kümmert. Das Programm umfasst sowohl medizinische Untersuchungen als auch Ernährungs-, Verhaltens- und Bewegungstherapie.

Letztere findet in Kooperation mit der MTG Wangen statt. Aktuell betreut die Adipositastherapeutin eine Abnehmgruppe, deren Programm noch bis Februar läuft. Im Anschluss soll direkt eine neue starten. "Die bisherige Resonanz ist wirklich gut", erzählt Tamara Blatter. "Wir freuen uns auf die Gruppen, die wir in den kommenden Jahren begleiten dürfen." Doch es gibt auch Patienten, bei denen alle konservativen Methoden versagen. Trifft das zu und werden auch andere notwendige Voraussetzungen erfüllt, kann eine Schlauchmagen- oder eine Magenbypass-Operation genehmigt werden. Hierbei ist Dr. Franz Immler einer von wenigen Chirurgen in Deutschland, der alle bei der Adipositas möglichen Eingriffe beherrscht. Ansprechpartnerin zum Thema Ernährung nach dem Eingriff ist wieder Tamara Blatter. "Schon vor der Operation bereite ich die Patienten darauf vor, wie das Essen und Trinken mit ihrem neuen Magen sein wird", erzählt sie. "Aber erst später verstehen sie wirklich, was ich ihnen erkläre, weil sie es dann am eigenen Leib spüren."

Diese Eingriffe stellen für viele Patienten mit einem ausgeprägten Übergewicht, beziehungsweise einer sehr starken Adipositas, häufig die einzige Möglichkeit dar, langfristig erheblich an Gewicht abzunehmen. Ebenfalls ist es für viele die einzige Möglichkeit, Folgekrankheiten der Adipositas wieder zur Abheilung zu bringen. Letztlich stellen eine fachmännische Ernährungsberatung und eine Operation bei Adipositas die zwei Seiten einer Medaille dar. Beides dient dem Ziel, durch eine Gewichtsreduktion wieder ein lebenswertes und gesundes Leben führen zu können.