Demenz: Therapien können helfen
Demenz kann jeden Menschen ab etwa 70 Jahren treffen. Statistisch gesehen leidet jeder Zweite über 90 an der Krankheit. Zwei Arten der Demenz treten dabei hauptsächlich auf: Die vaskuläre Demenz und die Alzheimer Erkrankung. Die vaskuläre Demenz entwickelt sich als Folge von Durchblutungsstörungen im Gehirn. "Kleine Blutgefäße gehen über die Zeit hinweg kaputt. Das führt zu vielen Mikroinfarkten im Gehirn", erklärt Prof. Dr. med Dietmar Bengel. Er ist unter anderem Chefarzt der Klinik für Neurologie und der Geriatrischen Rehabilitation an der Oberschwabenklinik in Ravensburg und Experte auf dem Gebiet der Demenz.
Die häufigste Form des Krankheitsbildes, so Prof. Bengel, ist Alzheimer. Dabei hat der Erkrankte vorangig mit dem fortschreitenden Verlust des Gedächtnisses zu kämpfen. Nach und nach verliert er auch andere geistige Fähigkeiten wie etwa das Orientierungsvermögen, das Sprachvermögen und im Verlauf auch die Gehfähigkeit.
Eine Heilung für Demenz gibt es noch nicht, aber Prof. Bengel steht der Zukunft optimistisch gegenüber: "Weltweit wird in der Sache extrem viel geforscht und man weiß schon sehr viel über Zellschädigung. Auf Heilung kann man im nächsten Jahrzehnt hoffen."
Aber auch für diejenigen, die nicht mehr so viel Zeit haben, gibt es Möglichkeiten, die Krankheit zumindest herauszuzögern. Zum einen kann jeder etwas zur Vorbeugung tun. "Von denen, die regelmäßig Sport machen, erkranken nur halb so viele an Demenz", sagt Prof Dietmar Bengel. Eine ausgewogene Ernährung sei ebenfalls zu empfehlen und "in Maßen Alkohol trinken ist sogar vorteilhaft", so der Chefarzt. Ganz wichtig sind geistige Aktivitäten wie soziale Kontakte pflegen, mit anderen diskutieren, reisen oder Veranstaltungen besuchen. Vor dem Rauchen warnt er jedoch.
Übrigens: Wer im Alter vergesslicher wird, ist nicht automatisch dement. Oft handelt es sich um normale Alterserscheinungen. Brisant wird es erst dann, wenn der Mensch alltagsrelevante Dinge wie einkaufen oder Überweisungen tätigen plötzlich nicht mehr umsetzen kann. Dazu kommt die Desorientierung. Dann sollte fachärztliche Behandlung der nächste Schritt sein. Meist diagnostiziert ein Neurologe oder Psychiater das Krankheitsbild. Eine medikamentöse Therapie ist möglich. Damit, so Prof. Bengel, gewinnt der Patient etwa eineinhalb Jahre mehr an Lebensqualität.
Positiv wirkt sich auch die "Sanierung des Umfelds" aus. Heißt, der Tagesablauf sollte überschaubar und gleichmäßig gestaltet und der Lebensraum so wenig wie möglich verändert werden. Gewohnheiten, z. B. körperliche Aktivität, Hobbys oder Haushalt, sollte der Betroffene beibehalten. "Dabei ist es wichtig, dass die Angehörigen den Patienten so lange wie möglich in den Alltag integrieren und ihm Aufgaben übertragen", sagt Prof. Bengel. Passivität - geistig wie körperlich - hingegen, ist der Anfang vom Ende.