Bauchaortenaneurysma – eine tickende Zeitbombe

„Das Heimtückische an einer erweiterten Hauptschlagader ist, dass sie lange symptomlos bleibt. Die Betroffenen spüren überhaupt nichts. Sie haben weder Beschwerden noch Schmerzen“, erklärt Dr. Dominik Jost, Chefarzt der Klinik für Gefäß-, Endovascular- und Thoraxchirurgie am Krankenhaus St. Elisabeth in Ravensburg. Dr. Jost, zugleich Leiter des Gefäßzentrums am EK, warnt, die Gefahr eines Aortenaneurysmas, wie es medizinisch heißt, zu unterschätzen. Es kann plötzlich platzen. Der Betroffene verblutet innerlich in kürzester Zeit. Eine einfache Ultraschalluntersuchung, im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung, kann schnell und schmerzlos lebensrettend sein.

Erst bei einem drohenden Einriss des Gefäßes machen sich Beschwerden bemerkbar: Unwohlsein, Bauch- und Rückenschmerzen. Bei einem Einriss der Schlagader kommt es zu einer ausgeprägten Kreislaufschwäche begleitet von stärksten Schmerzen. Dr. Dominik Jost spricht hier von einem akuten medizinischen Notfall. Ihm und seinem Team stehen bewährte Behandlungsmethoden zur Verfügung, die das Bersten der Schlagader drastisch reduzieren - auch über Jahre hinweg.

"Eine Erweiterung oder Aussackung einer Hauptschlagader ist verbreiterter als man denkt. Vor allem Männer über 65 Jahren sind davon betroffen. Bei Frauen tritt dies nicht so häufig auf, dafür ist bei ihnen die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Gefäß reißt", sagt Dr. Dominik Jost. Mit fortschreitendem Alter wird die Gefäßwand schwächer. Je stärker die Ausweitung ausgeprägt ist, desto höher das Risiko, dass die Schlagader reißt. Ob jemand gefährdet ist, kann bei einer Ultraschalluntersuchung beim Hausarzt geklärt werden. Bei unklarem Befund kann auch eine Kernspin- oder Computertomographie gemacht werden. Wenn in der Familie Fälle dieser Art bekannt sind, empfiehlt sich dringend eine Vorsorgeuntersuchung.

Früher konnte nur durch eine offene Operation eine Aussackung der Körperhauptschlagader mittels einer Kunststoffprothese behoben werden. Diese Eingriffe waren für den Patienten deutlich belastender als die heutige Versorgung mit einem Aortenstent. Dieser ist in den meisten Fällen möglich. Der Fachbegriff dafür lautet EVAR: Endovasculäre Aorten Reparatur. Bei der Implantation eines Aortenstents werden in der Leiste zwei kleine Schnitte gesetzt. Von hier aus wird über die Beckenschlagader eine mit einer Kunststoffmembran versehene Gefäßstütze zu der zu versorgenden Stelle eingebracht. "Der Stent erfüllt zwei Funktionen. Zum einen dichtet er Risse in dem Gefäß ab, zum anderen stützt er es im gesunden Anteil ab", erläutert Dr. Dominik Jost die Vorteile dieser Methode. Dieser relativ kleine Eingriff wird vom Patienten sehr gut verkraftet. Für das Ärzteteam des Gefäßzentrums am EK ist er Routine.

Nur einmal im Jahr muss der Patient zur Kontrolluntersuchung ins EK. Hier wird dann mit dem Ultraschall oder einer Computertomographie der Erfolg der Behandlung kontrolliert.

 

Tag der Gefäßmedizin

Sonntag, 21. Februar, 10 bis 17 Uhr im Krankenhaus St. Elisabeth Ravensburg

11 Uhr Vortrag Chefarzt Dr. Dominik Jost: Bauchaortenaneurysma - eine tickende Zeitbombe