Auftaktveranstaltung der neuen generalistischen Pflegeausbildung - Schulen und Ausbildungsbetriebe wollen künftig kooperieren

Die Pflegeschulen in Wangen und Leutkirch informierten über die geplante Zusammenarbeit bei der neuen generalistischen Pflegeausbildung. Mit über 30 Teilnehmern der regionalen Pflegeeinrichtungen war das Interesse bei der Auftaktveranstaltung sehr groß. Die hohen Anforderungen der neuen Pflegeausbildung stellen viele Betriebe vor eine organisatorische Herausforderung.

 

Aus diesem Grund haben die drei großen Schulbetriebe der Region im Bereich Alten- und Krankenpflege beschlossen, zukünftig eng zusammenzuarbeiten. Vertreter der Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch, dem Institut für soziale Berufe und der Krankenpflegeschule am Westallgäu-Klinikum treffen sich regelmäßig, um ein einheitliches Konzept zu entwerfen.

 

Mit der neuen Pflegeausbildung werden die bisher getrennten Ausbildungsgänge Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege sowie Altenpflege zusammengeführt. Der neue Berufsabschluss nennt sich dann „Pflegefachmann“ oder „Pflegefachfrau“ und kann bei entsprechender Wahl durch Vertiefungen ergänzt werden. Im Herbst 2020 werden erstmals Schüler in diesen Ausbildungsgang starten.

 

Da die Ausbildung nun alle Teile der Pflege umfasst, sind auch alle Felder der Pflege Gegenstand der praktischen Ausbildung. Das bedeutet, dass Auszubildende der Krankenhäuser auch in Altenheimen oder ambulanten Pflegediensten eingesetzt werden. Umgekehrt kommen die Auszubildenden der Pflegeeinrichtungen auch zu Praxisphasen ins Akutkrankenhaus. Dadurch entstehen mehr Praxisstationen als früher und für jeden Einsatzbereich gibt es eine vorgeschriebene Stundenanzahl, die jeder Auszubildende zu erbringen hat.

 

„Das erfordert eine gute Abstimmung“, erklärt der beim Landkreis für die Schulen zuständige Dezernent Franz Baur. Die Einsatzplätze für die Pflegeschüler selbst zu koordinieren, sei für die Träger der Praxisausbildung schlichtweg nicht machbar.

 

Vorschlag der Schulen ist deshalb der neue „Kooperationsvertrag über die praktische Ausbildung von Pflegefachfrauen und –männern“. Die Träger der praktischen Ausbildung, also die verschiedenen Ausbildungsbetriebe, können diesen freiwillig mit der Pflegeschule vereinbaren.

 

Die Schule des entsprechenden Trägers plant dann die Einsätze der Schüler und erstellt einen gemeinsamen Einsatzplan mit den anderen Schulen. So koordiniert dann beispielsweise die Pflegeschule Wangen die Einsatzphasen der Azubis der Oberschwabenklinik in einer Einrichtung der ambulanten Pflege.

 

Das erspare den Ausbildungsbetrieben enormen Abstimmungsaufwand mit den anderen Ausbildungseinrichtungen und verhindere „ein Wettrennen um die freien Plätze“. Auch die Einhaltung der vorgeschrieben Einsatzzeiten in einem bestimmten Bereich können so zentral sichergestellt werden. Die Inanspruchnahme dieser organisatorischen Leistung kostet die Träger der praktischen Ausbildung jährlich 530 Euro pro Schüler. Diese Kosten könnten aus dem Ausbildungsfond gezahlt werden, der Schulen und Ausbildungseinrichtungen unterstützt, so Baur.

 

Dorothee Maurer, Leiterin der Wangener Krankenpflegeschule, sieht in der neuen Ausbildung eine große Chance für die Einrichtungen sich als Arbeitgeber zu präsentieren. Zudem können die Schüler durch die unterschiedlichen Einsatzgebiete bessere Erfahrungen sammeln. Außerdem sei die generalistische Pflegeausbildung EU-weit anerkannt und ein Wechsel innerhalb der Pflegebereiche jederzeit möglich. Allerdings gehe bei einer allgemeinen Ausbildung Fachwissen auch ein Stück weit verloren. Die Einarbeitung der Auszubildenden nach ihrem Abschluss in dem von ihnen gewählten Bereich werde künftig mehr Zeit in Anspruch nehmen, so Maurer.

 

Nun haben die Einrichtungen erst einmal Zeit die Informationen zu verarbeiten. Anfang des nächsten Jahres lädt der runde Tisch dann zum nächsten Treffen.

Der Runde Tisch trifft sich regelmäßig. v.l.n.r.: Franz Bauer (Dezernent Finanzen, Schulen und Infrastruktur Landkreis Ravensburg), Dorothee Maurer (Leiterin Pflegeschule Wangen), Luzia Schmid (Leitung Prozess- und Pflegemanagement Westallgäu-Klinikum), Thomas Ebel (Fachbereichsleiter der Fachschule für Altenpflege Wangen), Christine Brock-Gerhardt (Leitung Gesundheitsakademie Bodensee-Oberschwaben) und Sylvia Kubenz-Schmid und Heinz Brünz von der Geschwister-Scholl-Schule Leutkirch.